Sie brauchen kein Atelier, kein Linoleum, keine spezielle Farbe, um Bildreproduktion auszuüben, um eine grafische Darstellung zu vervielfältigen, und zwar zu hause. Oder gar im Freien. Oder im Schulunterricht. Beim Ausprobieren meiner graphischen Materialien entdeckte ich im Mai 2017 das Druckverfahren, das ich Ihnen vorstellen möchte. Sie brauchen einen Kugelschreiber, eine Pappe als Unterlage. Ausreichend Papier. Und einen Klebeband. Einen Bleistift, einen Schwarzen Buntstift. Der Künstler-Buntstift Polychromos von Faber-Castell ist sehr gut geeignet. Auf einem Blatt Papier machen Sie die lineare Zeichnung, die Sie vervielfältigen möchten. Sie legen ihre Zeichnung auf eine Unterlage aus Pappe, und prägen alle Linien in das Papier hinein, so dass auf der anderen Seite des Blattes eine Art Relief entsteht. Es ist hilfreich, wenn der Kugelschreiber leer ist, und keine Tinte auf die Linien kommt. Danach legen Sie Ihre Zeichnung auf ein anderes Blatt Papier, und Sie befestigen die Zeichnung von einer Seite mit diesem anderen Blatt Papier mit Ihrem Klebeband. Danach gehen Sie mit ihrem Kugelschreiber noch einmal über die Linien. Der Kugelschreiber wird in den eingeprägten Linien sicher sitzen. Die Prägungen werden beinahe Ihre Hand führen. Mit einer Leichtigkeit gehen Sie mit dem Kugelschreiber über alle Linien. Ein sehr leichter Druck genügt, und auf dem zweiten Blatt Papier werden ebenso die Linien eingeprägt. Kontrollieren Sie, ob Sie eine oder andere Linie ausgelassen haben. Lösen Sie vorsichtig das zweite Blatt Papier vom Klebeband. Dann können Sie mit einem Bleistift, und mit einem Geodreieck das Format Ihres Drucks festlegen, und außenrum mit dem Klebeband bekleben. Nun gehen Sie mit dem schwarzen Buntstift, oder mit schwarzer Zeichenkohle (Pitt Kohle) leicht über die gesamte Fläche Ihres ausgewählten Formats. Leicht, ohne Druck; bis Sie sehen wie Ihre Linien beginnen aus der Schwärze heraus zu leuchten. Danach schraffieren Sie weiter gleichmäßig über die gesamte Fläche. Langsam, geduldig. Sie werden beobachten, wie die Fläche überall gleichmäßig dunkler wird, und wie Ihre Linien immer intensiver heraus scheinen. Sollte eine Linie doch ein wenig beschädigt worden ist, benützen sie den Knetgummi. Nach einer Weile, wenn es die einzige Möglichkeit ist, die gesamte Fläche um die Linien schwarz zu bekommen, fangen Sie an gezielt ZWISCHEN den Linien zu schraffieren. Sie werden feststellen, dass Ihre Hand in der Nähe von Linien Widerstand spürt. Weil das Papier in der Nähe der eingeprägten Linien erhaben ist. Es unterstützt Sie bei Ihrer Aufgabe die Fläche mit Schwärze zu füllen. Nun können Sie das gesamte Format ausgenommen die Linien durch Ihr sensibles aber sicheres Vorgehen mit Schwärze füllen. Am Ende entfernen Sie vorsichtig das Klebeband. Ihr Druck wird schöne klare Kanten haben. Und sie können zum nächsten Druck übergehen. Wenn Sie wischfeste Druckgrafiken machen möchten, nehmen Sie den schwarzen Buntstift Polychromos, nicht die Zeichenkohle. Es mag manchmal zeitaufwändiger sein, aber Ihre Hand wird besonders gut den Widerstand in der Nähe von Linien fühlen. Und Sie werden das Prinzip gut erfassen.
